2019

Homeshooting ohne Hilfsmittel

Homeshooting ohne Hilfsmittel – was soll das bedeuten? Es geht um Fotografie in den eigenen vier Wänden, ohne Stativ, Hintergrundsysteme, Studioblitze etc., unsere einzigen Hilfsmittel sind natürliches Licht und gute Objektive. Und wieder mal muss ich eine Lanze brechen für lichtstarke Objektive. Meiner Meinung nach wird zu viel Wert auf den Body gelegt, und zu wenig Wert auf das Objektiv – welches aber oft viel entscheidender ist.

Lichtstarke Objektive lassen, wie der Name schon sagt, mehr Licht einfallen und können daher gerade in einer Umgebung mit wenig Licht gut eingesetzt werden (Kirchen, dunkle Innenräume). Ab einer Blendenöffnung von 2.8 spricht man von lichtstark, ich verwende für die Fotos dieses Blogs mein Canon 50mm 1.4. Eine Festbrennweite, die gerne im Portraitbereich verwendet wird und mit 1.4 sehr lichtstark ist. Dieses Objektiv bekommt man zur Zeit am Markt schon für ca. 300 Euro, die günstigere Alternative ist das 1.8 mit ca. 100 Euro!

Ganz vernachlässigen darf man den Body natürlich auch nicht, denn hier zeigen sich vor allem im hohen ISO-Bereich deutliche Unterschiede. Manche lassen das Bild schon ab 800 ISO deutlich rauschen, meine Kamera, die Canon 5D Mark iii, lässt ISO Wert von über 3000 völlig normal erscheinen.

Ein zulässiges Hilfsmittel und heute nicht mehr wegzudenken sind Bildbearbeitungsprogramme. Ich arbeite mit Lightroom und Photoshop Elements (beide noch sehr günstig ohne Abo zu kaufen). In Lightroom entwickle ich meine Bilder, dh sie werden heller oder dunkler gemacht, die Tiefen hochgezogen, oder die Wärme im Bild verändert. Aber ich kann auch das Bildrauschen in Lightroom wunderbar rausnehmen – nicht zu viel am Regler drehen, dann wird das Bild zu weichgezeichnet. In Photoshop passieren dann meistens Feinheiten, wie kleine störende Dinge entfernen (Schmutz), oder auch diverse Filter (Nic-Filter) über die Fotos legen.

Was brauchen wir für Vorbereitungen? Eigentlich keine 🙂 Ich heize gerne den Specksteinofen ein, denn das gibt wunderbare Lichteffekte im Hintergrund, ich fotografiere am späteren Vormittag, denn da ist das Licht meist am besten, auch wenn der Himmel – wie zur Zeit – grau in grau ist.

Für dieses Foto habe ich einen Wohnzimmersessel verwendet, meinen Herzenshund Hunter gebeten darauf Platz zu nehmen und ihn so gedreht, dass noch das Ofenfenster zu sehen ist. Ich selbst hocke auf Augenhöhe ca. 1 Meter entfernt von Hunter.

Jetzt ist es wichtig zu wissen, wohin man fokussiert, denn bei dieser Offenblende bleibt nur eine ganz geringe Schärfenebene. Die könnt ihr in dem Fall gut erkennen: die Ohren und die Nase sind schon unscharf, nur die Augen sind scharf. Man zielt immer auf das der Kamera näherliegende Auge – so besagen es die Fotografierregeln. In dem Fall halte ich mich daran, denn nur so bekommt man Spannung ins Bild.

Damit der Hund so süß schaut, benutzt einfach Leckerli oder ein Spielzeug, oder lasst das jemand anderen hinter euch machen.

Meine Einstellungen: 1/125, f 1.4, ISO 500, 50 mm Brennweite

Auf meiner Skizze könnt ihr ganz gut die Lichtsituation im Raum erkennen. Die rechte Seite ist die Südseite.

Das meiste Licht kommt also von hinter meiner Position und von rechts. So ist das Modell wunderbar ausgeleuchtet. Achtet darauf, wenn ihr es versucht Zuhause nachzumachen. Auch der Abstand zu den Lichtquellen hat eine Bedeutung – einfach mal ausprobieren.

Noch ein kleiner Tipp: lieber nicht die Deckenbeleuchtung einschalten. Oft hat diese einen Farbton, den wir auf dem Bild nicht haben wollen (zu orange zB). Kleine Leuchten in den Ecken (Stehlampen etc.) können sehr wohl zu einem schönen Licht beitragen.

Hier habe die Postion des Motivs um 45 Grad gedreht, sodaß das Hauptlicht von der Terrassentür kommt. Die Einstellungen: 1/200, f 1.4, ISO 1250, Brennweite 50mm

Ich liege dieses Mal am Boden, den Hund habe ich auf einem Teppich platziert (wirkt einfach freundlichen, als am nackten Holzboden). Kleine Accessoires können das Foto deutlich aufpeppen 🙂 Der Hintergrund verschwimmt durch die Offenblende fast völlig und wird zunächst gar nicht wahrgenommen.

Ihr seht, alles was unaufgeräumt wirkt, kommt im Bildausschnitt nicht vor 🙂

Als Feinschliff habe ich in Photoshop noch eine Vignette über das Bild gelegt – das zieht den Betrachter zur Bildmitte hin.

Alle dieses Fotos kann man selbstverständlich auch mit anderen Modellen machen, mit Kindern oder Katzen zum Beispiel – das Prinzip bleibt das selbe 🙂

Auch das Schlafzimmer eignet sich oft für schöne Fotos. Hier habe ich einen etwas kälteren Ton gewählt, er soll die Frische, das Morgendliche unterstreichen (mittels Photoshop). Um diesen Effekt noch zu verstärken, habe ich weiße Bettwäsche genommen.

Das Licht kommt jetzt von hinten – wir haben also eine Gegenlichtsituation. Meine Einstellungen: 1/80 (erfordert Übung, kann schnell zu Verwacklungen kommen) f 2.2, ISO 800, Brennweite 50 mm.

Wieder bin ich auf Augenhöhe gegangen, das gilt auch meist als Regelfall. Nicht immer, werde ich mal in einem Blog erklären 🙂

Will man auch bei schlechtem Wetter ein Foto von draußen machen, eignet sich der Balkon dafür wunderbar! Der Hund steht im Freien, ich noch im Zimmer – so ist die Kamera gut geschützt.

Meine Einstellungen (übrigens auch EFIX genannt):

1/250, f 2.8, ISO 200, Brennweite 50 mm

Der Schneefall ist diesem Fall echt, kann aber auch später mittels Overlays und Photoshop ins Bild eingefügt werden. Ich habe zum Originalbild wenig verändert, etwas aufgehellt, Vignette drüber, fertig.

Abschließend sei gesagt, es gibt keinen Grund – und schon gar nicht schlechtes Wetter – keine Fotos zu machen 🙂 Probiert euch aus, denn nur so können wir uns verbessern.

Allezeit gut Licht!

Related posts

Waldspaziergang mit Makroobjektiv

Elisabeth Wolkenstein