2019

Waldspaziergang mit Makroobjektiv

Endlich hatte ich mal wieder eine Gelegenheit, um mit meinem Herzenshund Hunter in den Wald zu gehen. Diese gemeinsamen Stunden stärken nicht nur das Zusammengehörigkeitsgefühl, sie geben einem auch die Möglichkeit ganz viele schöne Dinge miteinander zu verbinden. So kann ich mich gleichermaßen an den schönen Motiven erfreuen, kann ein paar Schwammerl für ein köstliches Mahl mit nach Hause nehmen und mein Körper & meine Seele werden durchgelüftet!

Wer von euch ist schon mal ganz bewußt durch den Wald gegangen? Diejenigen unter euch, die kleine Kinder haben, wissen, wovon ich rede. Kinder öffnen einem die Augen für eine Parallelwelt! Sie sind achtsam, sehen Dinge, die man selbst vielleicht gar nicht wahrgenommen hätte, sehen Schönheit, an der wir achtlos vorbei spaziert wären. Also heißt es zunächst einmal: einen Gang runter schalten, Handy ausschalten, Kamera schnappen und einfach losmarschieren.

Aber auf was achte ich, wenn ich im Wald bin? Zunächst genieße ich die Stille. Wobei das gar nicht so stimmt, denn in Wahrheit gibt es jede Menge Geräusche – Tierstimmen, Blätterrauschen, Wasser, das Knarzen von Bäumen und vieles andere mehr. Dann schaue ich mich um, manchmal sieht man schon auf den ersten Metern tolle Motive, wie Sonnenstrahlen, die einen mystische Stimmung erzeugen, oder wundervoll gewundene Wurzeln. Aber heute konzentriere ich mich auf die Makrofotografie, um die kleinsten Dinge im Wald sichtbar zu machen. Darum achte ich bei jedem Schritt, wo ich hinsteige. Und auf einmal sehe ich den Waldboden mit anderen Augen … da ein Pilz, dort ein Käfer, eine schöne Struktur, ein zartes Pflänzchen. Wundervoll.

Was gilt es jetzt zu beachten? 

Welche Tageszeit ist die beste?

Darauf gibt es keine Antwort. Alles passt, solange es noch hell ist – bedenkt, dass es im Wald dunkler ist, als draußen. Am Morgen habt ihr vielleicht schönen Nebel, sichtbare Lichtstrahlen, Morgentau. Mittags gibt es besseres Licht, abends wird die Farbtemperatur wärmer. Einfach mal ausprobieren, was euch gut gefällt.

Welche Ausrüstung benötige ich?

Für die allerersten Schritte wird es auch ein Handy tun, allerdings solltet ihr es gut bedienen können. Für Fortgeschrittene empfehle ich eine Kamera, die Möglichkeiten zur manuellen Einstellung bietet. Idealerweise habt ihr auch ein Stativ dabei, um sogenannte Fotostacks zu erstellen (also eine Reihe an Bildern). Um schöne Nahaufnahmen machen zu können, benötigt ihr ein Objektiv, dass eine kurze Distanz zulässt, ein Makroobjektiv. Damit könnt ihr ganz nah ran gehen und Details zum Vorschein bringen.

Welche Einstellungen wähle ich?

Dafür gibt es leider keine pauschale Angabe. Die Einstellungen muss ich immer abhängig vom vorhandenen Licht machen und ist auch abhängig von meiner Bildidee. Will ich den Pilz im Ganzen scharf darstellen, oder vielleicht nur die Lamellen, oder den kleine Käfer, der oben auf sitzt? Wer sich noch unsicher ist, welche Einstellungen wozu passen, ist herzlich willkommen in meinem Einsteiger-Workshop (Termine und Infos findet ihr auf meiner Homepage).

Wie kann ich bei so wenig Licht überhaupt fotografieren?

Ihr braucht ein lichtstarkes Objektiv – also mit einer Blendenöffnung >2.8. Als kleinen Kunstgriff fertigt man auch gerne eine Bildreihe an, wobei das Bildmotiv immer an einer anderen Stelle scharf gestellt wird (Fotostacking). Am Ende des Tages fügt man die Bilder mittels Photoshop (oder anderen Programmen) zusammen und erhält dann ein durchgehend scharfes Bild.

Meine Tipps & Tricks

  • Sich auf eine Sache konzentrieren
  • Aufräumen nicht vergessen
  • Nachbearbeitung ist unerlässlich
  • Perspektive ist alles
  • Schmutzige Kleidung, glückliche Gesichter

Wenn ihr loszieht, entscheidet euch, was ihr an diesem Tag für Fotos machen wollt (Landschaft, Blumen, Makro etc.). Wer alles gleichzeitig machen will, macht meistens nicht richtig gut.

Endlich habt ihr dann euer ersehntes Motiv gefunden und natürlich wollt ihr gleich zur Tat schreiten! Aber zunächst müsst ihr andere Dinge bedenken: von welcher Seite kommt das Licht? Liegt da ein Ast, ein Blatt, dass ich so nicht im Foto haben möchte? Na, dann weg damit!

Es ist unerlässlich, dass das Rohmaterial schon gut ist, aber so richtig etwas daraus machen, könnt ihr erst am Computer. Nicht immer passt die von der Kamera vorgegebene Farbtemperatur, nicht immer passt der Ausschnitt, den ich vor Ort gewählt habe. Und ja, manchmal könnten die Farben auch mehr leuchten. Photoshop gehört zum Handwerk eines Fotografen dazu – dabei geht es nicht um Fakes oder falsche Darstellungen, sondern um Bildverbesserung. Und die macht man schon seit Anbeginn der Fotografie!

Einfach mal die Perspektive ändern! Manche Motive fotografiert man von unten, manche seitlich, manche von oben. Probiert euch aus – geht näher ran, weiter weg, und schaut, was passiert. Vieles im Leben passiert auf „Versuch & Irrtum“, nicht nur in der Fotografie.

Oja, ihr werdet schmutzig werden! Denn ihr kniet oder liegt vorrangig am Boden – die Dinge, die ihr fotografiert sind meist dort zu finden. Wer das nicht mag, nimmt am besten ein Handtuch oder eine kleine Matte mit.

 

Etwas ist mir noch wichtig zu sagen – der Lebensraum Wald ist wertvoll  und wir sollten achtsam damit umgehen. Als Naturliebhaber achtet man darauf, wo man hinsteigt, reißt nicht mutwillig Pflanzen ab, lässt keinen Müll zurück. Sollte selbstverständlich sein, ist es leider nicht.

Freue mich, wenn ihr mir ein Kommentar da lässt und mir zeigt, was ihr selbst im Wald fotografiert habt!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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